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Historisches |
Historie Brettenfeld Quelle: "Frankenspiegel" , Beilage für Heimatgeschichte und Heimatkunde im Kreis Crailsheim Jahrgang 17 - Nummer 9 vom 17. Juli 1965 |
Das Handwerk in Rot am See Wandlungen und Umschichtungen von 1820 bis 1965 Die Wirtschaftsgeschichte vermittelt uns die Erkenntnis, daß Wandlungen und Veränderungen im Handwerk zu allen Zeiten zu verzeichnen waren, aber in den letzten Jahrzehnten hat sich das Tempo unheimlich verschärft. Es ist reizvoll zu untersuchen, wie sich diese Umgestaltung selbst in einer Landgemeinde wie Rot am See seit rund 140 Jahren auswirkten. In nachfolgender Niederschrift finden nur die Handwerke Berücksichtigung, die einstmaIs im Bereich unserer Dorfgemeinde ausgeübt wurden und deren Meister hier ansässig waren. Es ist bekannt, daß die alten Handwerkerstädtchen Forchtenberg, Creglingen, Kirchberg - von Rothenburg, Dinkelsbühl und Hall ganz abgesehen - ein vielseitigeres und vielgestaltigeres Handwerk in ihren Mauern bargen, aber es ist interessant, geschichtlich zu verfolgen, wie der Strukturwandel in Stadt und Land völlig gleiche Erscheinungen aufweist. Eingegangene Handwerksbetriebe Eine lange Reihe Handwerke ist heute zum Erliegen gekommen, untergegangen, von Maschine und Automat ausgelöscht. Ein häusliches Urhandwerk war die Weberei. Der Weber gehörte zu den schlecht bezahltesten Handwerkern und war in keinen Schmalzhafen gesetzt. Oft von 4 Uhr in der Frühe bis in die Nacht hinein klapperte der Webstuhl. In Rot am See kennen wir als ehrbare Weber Joh. Probst, vulgo Schustersweber, Bernhard, Stein und den alten Beckenänder (Becken-Andreas). In Brettenfeld ließen das Schifflein fliegen und die Lade schlagen: Webermeister Hauf , I. Stahl, Michael Krauß, Probst und Michael Schaffert. Mit dem Ende des 1. Weltkrieges hatte der Webstuhl, ortsüblich „Studel" genannt, endgültig ausgedient. Bis in die Vorzeit unseres Volkes zurück reicht ebenfalls die Töpferei, 1844 stellt sich Leonhard Ulm, Hafner (Wohnung heute Maler-Werksatt Oberrnaier) (2005: Gebäude neben der Pizzeria) vor. Wenn aber in Neuenhaus, Kreis Nürtingen, der Hochburg des Töpfergewerbes, um die Jahrhundertwende noch 70 Töpfereien bestanden und heute keine mehr existiert, so wundern wir uns nicht, wenn auch Ulm für Töpferscheibe und Brennofen keinen Nachfolger mehr fand. Auch dieses Gewerbe wurde ein Opfer der zunehmenden Industrialisierung. Nahe am Seebach stand bis etwa 1900 die Rotgerberei Studimund. Im Garten hinter dem Haus (Besitzer heute Fr. Lutz (1965!) waren die Lohgruben des Meisters. Doch die Lederfabriken konnten billigere Angebote machen und damit war das Ende des Handwerkszweiges besiegelt. Im Hinterhaus des Anwesens Naser in der Lenkerstettener Straße hatte sich der Glasermeister Schmetzer eine Werkstatt eingerichtet. Wie seine hochbetagte Tochter vor einigen Jahren bei einem Besuch erzählte, konnte ihr Vater seiner Familie nur ein arg mageres Brot bieten. Die Glaserei ging 1889 wegen Todesfall ein. Gleichfalls nicht auf Rosen gebettet war der Drechslermeister Arnold, der im bisherigen Haus Rosenau bescheiden bis etwa 1905 werkte. Doch die Bestellungen von Spinnrädern und Spinnrocken und anderen Drechslerwaren wurden trotz seiner Tüchtigkeit zunehmend seltener. Ein reich ausgestatteter Maschinenpark der Großbetriebe hat seine Handarbeit unwiderruflich an die Wand gedrückt. In Christoff Weigels „Ständebuch" von 1698 lesen wir "Das das Seyler-Handwerk uralt seye ist aus Geistlich- und Weltlichen.Schriften woll bekannt und deß wegen alles Ruhms und Ehren würdig. Die Heilige Schrift gedencket hin und wieder der Segle, Stricke, Garn, welche die Seyler pflegen zu. machen." Neben den aus Hanf- und Flachsfäden gezwirnten Bindfäden, und Kordeln für den Haushalt, den billigen Sackbändern aus Werg und den Strängen für Gespanne fertigten die Seiler die GIockenstränge und die Stricke für den Galgen, sie waren also Lieferanten der Mesner und den Henker zugleich. Drei Vertreter der Seilerzunft waren in der Gemeinde ansässig; Im Hause Rühling in Rot Seiler Schlebach, im Hause Gabler Seiler Üffinger und in Oberwinden begrüßt uns 1824 und 1828 ein Johann Jakob Müller, Seilermeister. Daher hat Haus Leidig in Oberwinden den Hausnamen „Saalers", ebenso wie bei Gablers den alten Hausnamen "s' Saalers" gebrauchen, seit 1880 etwa haben Seilerrad, Seilgeschirre, Zwirnmaschine und Reckbank ausgedient. Um 1905 wurde der letzte hiesige Nagelschmied namens Burkhard, ein Veteran von 1870 (Haus Mühlhäuser) ins Grab gelegt. Sein Vorgänger Däuber beschäftigte zeitweilig auch noch einen Gesellen (Hofmann aus Mainhard). Vom 14. Juni 1828 finden wir folgenden Eintrag: „Georg David Mack, Maurermeister dahier, verkaufte an seinen Sohn Johann Georg Mack, Ziegler, und dessen Ehefrau Anna Margaretha geborenene Ströbel seine 1826/27 erbaute Ziegelhüttin mit dazu gegebenen Güterstücken pro 2000 fl. (Gulden). Die Ziegelei war bis 1910 In Betrieb. Mit der Ziegelei verbunden war die Kalkbrennerei. Das Material wurde in einem Steinbruch vor dem Südwestrand des Breitloh gebrochen. (2005: Brettenfeld, Schützenhaus !) Aufgrund der eifrigen Propaganda des Pfarrers Mayer In Kupferzell, den man den Apostel des Gipses nannte, wurde vor 1900 von den Bauern hauptsächlich auf Kleeäckern viel Gips gestreut. Zwei Gipsmühlen in Brettenfeld (Aumühle bis 1897, Stegmühle bis 1905) lieferten das Material, das Simri zu 25 bis 30 Pfennig. Die Gipssteine wurden von Reinwald aus einem Steinbruch bei Satteldorf und von Reiß aus einem Bruch bei Wettringen hergeführt. Seit der Herstellung des Kunstdüngers kamen die .Landwirte schnell von der Gipsverwendung ab. Im Nebenberuf als Korb- und Napfflechter betätigte sich Andreas Schörg von Musdorf bis 1905. Die Näpfe waren Brot- bzw. Teigkörbchen aus Stroh geflochten. Als gelernter Bürstenbinder übte Georg Lederer seine Profession aus. An längst verklungene Zeiten erinnert die Arbeit des Schindelmachers Wohnsiedler, bis 1898 in Rot im Hause Zanzinger ansässig. Besonders stark haben sich die leistungsstarken Großbetriebe im Brauwesen durchgesetzt und eine um die andere örtliche kleine Bierbrauerei zum erliegen gebracht. Auch in unserer Gemeinde konnten sich insgesamt fünf Brauereien der Konkurrenz nicht mehr erwehren und gingen ein: In Rot: Krauß „Zum weißen Lamm" bis 1897 (Markert), Lang "Zum Adler" bis 1880 etwa (Lutz), Schmidt-Schaßberger „Zum Rößle" bis etwa 1830 (Pratz), „Zum Hirsch" eingegangen vor 1875 (Feuchter). In Brettenfeld: Körber „Zum Hirsch" (Ammon). Letztere Brauerei konnte sich am längsten behaupten, bis 1908. Diese lange Serie der zum Erliegen gekommenen Handwerke waren Einmannbetriebe. die mit bescheidenen Einrichtungen, einfachen Geräten und Werkzeugen und wenigen Maschinen arbeiteten. Aber, kein Zweifel, das gewerbliche Bild in seiner einstigen vielfalt ist dadurch farbloser geworden. Handwerksbetriebe im Existenzkampf Wenden wir nun den Blick auf eine zweite Handwerksgruppe, die in unserer Gemeinde zwar noch vorhanden ist, aber schon im schweren Existenzkampf steht. Es sind insgesamt sieben handwerkliche Berufe. Zu den Stiefkindern des Wirtschaftswunders zählt die Schäferei. In den Ortsteilen Musdorf und Oberwinden ist die ortseigene Schäferei eingegangen. Die Preise sowohl für Schafwolle als für Schlachtschafe sind nicht geeignet, die mißliche Lage der Schafzucht zu beseitigen. Wen die beiden Schäfer Gebhardt in Rot und Baumann in Brettenfeld ihre Schippe noch nicht In die Ecke stellten, so ist es lediglich die Berufstreue und Tradition, je von vier Schäfergenerationen, die sie noch bei der Stange, will sagen, bei Ihrer Herde hält. Einen schweren Stand haben sodann die Mahlmüller. Das Mühlensterben spricht eine deutliche Sprache. In den letzten 50 Jahren sind im Gemeindebereich von sechs Mahlmühlen vier eingegangen: die Bernberger Mühle wurde 1923 abgemeldet und in der Stegmühle 1937 die Pumpstation für die Gemeindewasser-Versorgung eingebaut. Schon 1908 kam die Bartenrnühle. eine Mahl- und Sägemühle, zum Erliegen und die Wasserrechte der Seemühle, welche letztere heute auf über 600 Jahre zurückblicken könnte, wurde im Zuge der Seebachkorrektur in den 30iger Jahren abgefunden. Die großen Kunstmühlenwerke und die Genossenschaftsmühlen bereiten den dörflichen Kundenmühlen schweren Kummer, zumal die Umbauten und Modernisierungen hohe Geldbeträge verschlingen. Ähnlich ernst ist die Lage bei den Ölmühlen. Durch Ölknappheit in den beiden Weltkriegen verursacht, wurde während der Kriegszeiten allenthalben Raps und Mohn angesät, aber jetzt ist dieser Anbau nur noch gering. Als gefährdet und ernst beurteilen die Küferinnungen ihr Gewerbe. Der Rückgang des Mostkonsums, die Verwendung von Metall- und Aluminiumfässem und die mancherlei Gefäße aus Zink oder Kunstharzstoffen berauben das alte Handwerk um die früher üblichen Aufträge. Auch einem tüchtigen und gut eingerichteten Meister ist es kaum noch möglich, einzig vom erlernten Handwerk zu leben. Eine Küferei ist zum Glück noch in Betrieb. Wie anderwärts wird auch hier neben dein Böttchergewerbe und der Mosterei ein Wein- und Geschirrhandel betrieben. Von den Küfereien des Leonhard Reichert und Andreas Schmidt in Brettenfeld geben nur Akten von 1821 und 1822 noch Kunde und auch die neuere Küferei Völker hat wieder aufgehört zu bestehen. Das Schmied bzw. Hufschmiedehandwerk hat seine Anziehungskraft für den Nachwuchs merklich eingebüßt. Von den sechs Schmieden die vor 50 Jahren noch existierten, wurden inzwischen vier geschlossen, und zwar in Rot: die Schmiede von Mack und die Schmiede von Balbachs (ehemals König - Gackstatter) und in Brettenfeld die untere Schmiede, die zweifellos auf eine große Vergangenheit zurückblicken kann, da sie nahe der Brettachfurt und der alten Vorspann- und Raststätte lag. Die Verwendung neuzeitlicher moderner Wagen und der Rückgang der Pferdehaltung, sowie die Nichtmehrverwendung von Sense und Sichel, wirken sich für die Schmiede nachteilig aus. Schwer zu ringen hat weiterhin das Wagnergewerbe. Ein Meister arbeitet noch (Karl Ackermann) und drei Betriebe am Platz gehören der Vergangenheit an, das heißt 75 Prozent Abgang In den letzten 45 Jahren. Geschlossen wurde die Wagnerei von Bayh und Herrmann (Vorgänger Nörr) in Rot und Mahl in Brettenfeld. Die Indienststellung von gummibereiften Wagen, die Außerdienststellung von Mist- und Graskarren usw. reduzierten die Aufträge. Empfindlich von der Wirtschaft In den vergangenen vier bis fünf Jahrzehnten wurden ferner die Zimmerleute betroffen. Während um 1900 von den Neubaukosten eines Wohnhauses oder einer Scheune noch 30 bis 35 Prozent in ihre Taschen, flossen; vermindert sich heute ihr Anteil auf wenige Prozente. Gezwungen sind sie daher, neben dem erlernten Beruf ein Sägewerk zu betreiben oder sich auf Treppenbau oder einen anderen einschlägigen Bauteil zu spezialisieren. So betreibt Otto Franz - Graf in Rot und auch Fritz Stein in Rot-Brettenfeld neben dem Zimmergewerbe je ein Sägewerk, Heinrich Franz hat den Treppenbau neben seinem Hauptberuf erwählt, Ausgeschieden sind drei Zimmerleute: durch Tod Ruffertshöfer und altershalber Georg Franz, sowie Leonhard Vogt; alle drei von Brettenfeld. Schwer angeschlagen ist auch das Schuhmachergewerbe, um nicht fast ausschließlich vom Schuhflicken leben zu müssen, betreiben mehrere Meister ein Ladengeschäft mit von der Fabrik bezogenen Schuhwaren. Die Zeiten, Schuhe nach Maß vom ortsansässigen Meister anfertigen zu lassen, sind - mit Ausnahme - vorbei. Die beiden Schuhmachergenerationen Förstner in Rot und Dietz in Brettenfeld sind ausgestorben bzw- weggezogen. Insgesamt vier Meister führen noch Ahle und Kneip (Abgang 33 Prozent). Bei einer dritten Gruppe einheimischer Handwerker, bestehend aus den Bäckern, Metzgern, Schreinern, Schneidern und Maurern, ist ein sehr deutlicher Strukturwandel eingetreten. Die gemeinsamen Merkmale bei all den erwähnten Betrieben sind folgende: In allen fünf Handwerken ist ein zahlenmäßiger Rückgang der Betriebe festzustellen, zum Teil über 80 Prozent, aber die Zahl der Beschäftigten im Einzelbetrieb ist erheblich gestiegen. Die Einmannbetriebe, die wir von früher kannten, sind mit einer Ausnahme verschwunden, heute stehen meist drei bis fünf gelernte Kräfte m den Werkstätten, Die Arbeitsräume wurden überall entsprechend vergrößert und mit leistungsstarken, modernen Maschinen ausgestattet. Betrachten wir diese Handwerkszweige der Reihe nach und vergleichen sie mit den vormaligen Verhältnissen: Noch vor 40 Jahren bestanden im Bereich der Gemeinde zusammen sieben Schreinerein. In Rot: Popp, Bräuninger, Stadtmüller, Märklein; in Brettenfeld Kleider und Kraft; in Niederwinden Junker, Infolge Todesfalls oder hohen Alters der Inhaber ist die Zahl der Betriebe auf drei zusammengeschrumpft. In ähnlicher Weise vollzog sich die Entwicklung bei den Schneidern. Noch 1908 befleißigten sich sechs Meister, gute und haltbare Anzüge zu liefern: Michels, Schüßler, Schmidt-Prürnmer, Reinhardt, Wittmann und der sogenannte Bulldogschneider, letztere drei von Brettenfeld. Und heute? Eine einzige Herren- und Damenschneiderei besteht noch. Neben Leonhard und Karl Merz bemühen sich fünf Arbeitskräfte mit Erfolg, die Kundschaft mit sauberer und zeitgemäßer Maßarbeit zu bedienen. Wir stellen hier bei den Schneiderbetrieben einen Abgang von 80 Prozent fest. Bei sämtlichen vorerwähnten alten Meistern hat der Schnitter Tod Einkehr gehalten, und andere nachgewachsene Fachleute sind als Spezialisten in die Bekleidungsindustrie hinübergewechselt. Am stärksten von allen Handwerkern waren einstmals hier die Maurer vertreten. Noch 1905 kennen wir in Rot-Brettenfeld nicht weniger als 15 aktive Maurer und Steinmetze, diese ungewöhnlich hohe Zahl erklärt sich durch das Vorhandensein von 18 Steinbrüchen: In Rot und Brettenfeld je fünf Lettenkohlen-Sandsteinbrüche und dazu auf Brettenfelder Markung mindestens acht Muschelkalksteinbrüche. Die meisten älteren Häuser und Ställe hatten Fenster- und Türengewänder, Staffeltritte und Urnfassungsmauern aus Sandstein, oder waren restlos aus Sandstein erbaut z. B. Haus Vogt-Rappold-Haag in Brettenfeld. Aber auch ausschließlich aus Muschelkalkstein errichtete Gebäude, z. B. Haus Kleider, sind nicht selten. Brettenfeld war steinreich, aber nicht an Gulden und Talern. Im Sommer arbeiteten die Maurer auf dem Bau, im Winter als Steinmetz oder im Steinbruch. Geradezu umstürzende Veränderungen sind in den letzten 140 Jahren, eingetreten; Von zehn Sandsteinbrüchen wird keiner mehr abgebaut und von acht Muschelkalksteinbrüchen Ist noch ein großes Schotterwerk übrig geblieben. Neun ehemalige Betriebe der fünfzehn Maurer sind allesamt eingegangen. Wir haben ein Musterbeispiel der starken, strukturellen Umschichtung im Handwerk. In immer stärkerem Maße weicht das alte klassische Handwerk dem modernen maschinen- und kapitalintensiven Handwerk der heutigen Zeit. Hätten nicht Ostvertriebene zwei Baugeschäfte aufgemacht, so wäre es in unserer Gemeinde mit den Maurern katastrophal bestellt. Geschichtliches von den Bäckern und Metzgern Nehmen wir nun das „nahrhafte" Gewerbe, zunächst die Bäckereien unter die Lupe. Die Geschichte der hießigen Bäckereien können wir an Hand schriftlicher Belege bis 1579, also nahezu 400 Jahre zurück verfolgen. Anwesen Leidig, genannt Schwarzbäcker, beim Steinbrunnen in Brettenfeld, wird in einem Extrakt "Mußdorfer Heiligenrechnungen", die Anno 1579 als Beckenhäuslein genannt und entrichtet alljährlich zunächst 16 Kreuzer, ab 1770 dann 30 Kreuzer an den Heiligen zu Musdorf. 1820 wird die Bäckerei um 715 fl. verkauft. Andreas und Matthias Göller betreiben in Musdorf im Haus Freudenberger-Daiß um. 1820 bis 1840 neben ihrer Landwirtschaft eine Bäckerei. Georg Friedrich Lehr (Löhr) von Rot wird bürgermeisteramtlich 1828 als Bäckermeister erwähnt (Vältlesbeck, von Valentin abgeleitet). Am 28. Mai 1846 finden wir folgenden Eintrag: „Von einigen stabsangehörigen ärmeren Personen gingen darüber Klagen ein, daß in der jüngsten Zeit, trotz denen vielen Gewerbsausübenden Bäckern öfters schon an Brot derart gemangelt, daß man oft schon noch vor 11 Uhr mittags bei sämtlichen Bäckern kein Brot mehr haben kenne." Auf diese Beschwerde hin erhielten sämtliche Bäcker eine Vorladung, von Rot: Friedrich Löhr, Georg Hütter; genannt Mackebeck.. Andreas Kellermann und Konrad Reitzler (heute Burkard) und von Brettenfeld Michael Vogt. Dem gleichfalls anwesenden Brotschauer, Gemeinderat Zanzinger, wurde vom Schultheißen ans Herz gelegt, bei der Visitation des Gewichts auch zugleich darauf zu sehen, daß die Bäcker den erforderliehen Brotbedarf liefern. Schon 1847 erhalten die Meister wegen Brotmangels erneuten Ruf aufs Rathaus, Löhr und Reitzler erklären, daß sie jeden Tag Brot backen, aber Hütter und Kellermann hätten ihre Schuldigkeit nicht, getan. Sämtliche Bäcker erklären sodann einstimmig., daß der Grund für die Klagen darin liege, daß die Brothändler von Rothenburg, welche schon seit mehreren Jahren in die hiesige Gemeinde wöchentlich einige Male Brot bringen, wegen schlechter Witterung außer Stande waren, von Rothenburg aus Brot herbeizuschaffen. Nicht selten schickten Kirchberger Bäcker Ihre Lehrbuben mit Brotkrätzen bis Oberwinden und Rot. Bestrafungen wegen Mindergewichts der Brote und Wecken wurden wiederholt verhängt. Entschuldigungsgründe, die Wecken und Brote seien mit anderen zusammengebacken gewesen und der fehlende Zwilling wiege entsprechend mehr, wurden mangels Beweis zurückgewiesen. Von den einstmals fünf, zuweilen sechs Bäckereien sind in Rot zwei Geschäfte übrig geblieben, die je drei gelernte Kräfte beschäftigten (Abgang 60 Prozent) Eine ähnliche Entwicklung stellen wir bei den Metzgern fest. Weil es 1844 mehrfach vorkam, daß von den Meistern Rinder geschlachtet wurden, ohne vorher den Viehschauer in Kenntnis zu setzen, erhielten alle Metzger Ordre aufs Rathaus. Es stellen sich vor: Simon Scharpf, Johann Laubinger, Carl Eiser, Georg Hafner (Lammwirt in Brettenfeld) und Georg Eßlinger. Als Viebschauer - nicht zu verwechseln mit Fleischbeschauer - war tätig Stein von Rot. Auch eines handwerklichen Großunternehmens wollen wir gedenken: Metzger Markert, damals noch in Hilgartshausen wohnhaft, hatte in den Remisen der Bahnhofswirtschaft Schneider (jetzt Mack) eine Großschlachterei von Hammeln organisiert. Von Mitte Oktober bis Ende März wurden in den Jahren 1891 bis 1893 von 14 Metzgern jede Woche 600 Hammel geschlachtet Alexander von Michelbach Lücke war Einkäufer, Schäfer Düll trieb die Herden nach Rot, Einkaufbereich Aub - Ansbach - Künzelsau. Direkt von Paris kam jede Woche dreimal ein Kühlwagen, der bis zum Bersten mit Hammeln gefüllt wurde. Die Tierköpfe wurden von Nürnberger Interessenten per Achse abgeholt. Zwei Franzosen erledigten nur die Reinigung und Einsalzung der Schafsdärme, die dann in großen Kübeln nach Frankreich zum Versand kamen. Eine Bildaufnahme (Besitzer Mack) der beteiligten Metzgerschaft erzählt von diesem großangelegten Geschäft. Infolge gesunkener Hammelfleischpreise war der Export unrentabel geworden und im trockenen Jahrgang 1893 eingegangen. Von den früheren fünf Metzgereien hat nur eine die Jahrhundertwende überlebt; Waldmann-Laubinger, zu welcher sich um 1908 die Metzgerei Feuchter gesellte. Auch bei den Metzgern ist zahlenmäßig ein Rückgang der Betriebe - 60 Prozent - und ein Ansteigen der Belegschaft wahrzunehmen, heute je drei bis vier Metzger in jedem Betrieb. Handwerker der Gegenwart Abschließend sei noch kurz einer vierten Handwerkergruppe gedacht, die wir als neuere, neueste und anscheinend aufstrebende Unternehmen bezeichnen wollen Die allgemeine Wohlstandssteigerung ist insbesondere für die Landmaschinen- und Automechaniker von Vorteil. Für die Elektriker und Installateure wirkt sich die zunehmende Vollelektrifizierung günstig aus. Rundfunk- und Fernsehmechaniker haben noch manche Kundschaft zu erwarten. Auf Körperpflege und Frisur legen Adam und mehr noch Eva erheblich gesteigerten Wert zur Freude der Friseure. Die Kunststeinmacher liefern neuzeitliche Beläge für die Ställe usw., und die Maler und Tapezierer können ihren Aufträgen kaum nachkommen, denn die heutige Bevölkerung stellt hohe Ansprüche auch hinsichtlich einer gemütlichen und gepflegten Wohnung. Von allen derzeit bestehenden Handwerksbetrieben kann mit hoher Wahrscheinlichkeit die Schwarzenmühle in Brettenfeld auf das höchste Alter zurückblicken: Mindestens auf 527 Jahre Bereits: 1434 wird Im Salbuch der Bebenburger die Mühle namentlich genannt. Wir haben die Wandlungen und Veränderungen von längst vergangenen Tagen bis heute kennengelernt, Niedergang und Aufstieg, Vergehen und Werden, Verwelken und Neugebahren verfolgt und das Schillerwort ist uns dabei mehrfach in den Sinn gekommen: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen." Auch den alten Griechen können die Handwerksmelster nur recht geben, wenn Plato und Heraklit schreiben: „Alles fließt" bzw. „alles bewegt sich fort." Doch Einigkeit wird bei uns alleo bestehen in der Erkenntnis, daß die handwerkliche Lehre mit zum Besten zählt, was wir der Jugend mitgeben können, denn wir brauchen auch in Zukunft ein starkes Handwerk als stabilisierenden Faktor auf allen Gebieten. |